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Protanomalie - alles im roten Bereich

Protanomalie ist der Fachbegriff für eine Rot-Sehschwäche. Dabei handelt es sich um eine Fehlsichtigkeit, bei der die Farben des Rotspektrums weniger intensiv wahrgenommen werden. Eine Protanomalie kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein und wird als eine Form der Rot-Grün-Schwäche verstanden.

Das sollten Sie unbedingt wissen über Protanomalie 

  • Ursache der Protanomalie ist ein genetischer Defekt in der Netzhaut.
  • Es sind deutlich mehr Männer als Frauen betroffen.
  • Nicht zu verwechseln mit der Rotblindheit (Protanie), bei der die Farbe Rot gar nicht erkannt werden kann.
  • Die Protanomalie ist nicht therapierbar.

Was ist eine Protanomalie genau?

Etwa 1 % aller Männer leiden an einer Protanomalie, aber nur 0,01 % der Frauen. Der Grund für diese ungerechte Verteilung liegt in der Tatsache, dass das Gen für das Sehen der Farbe Rot auf dem X-Chromosom liegt. Bei einer Protanomalie ist dieses Gen degeneriert und es entsteht eine Farbsehschwäche im Spektralbereich Rot. Da Frauen bekanntlich zwei X-Chromosomen haben, können sie im Gegensatz zum Mann eine Fehlbildung leichter kompensieren.

Der Defekt ist genetisch bedingt und ist die Ursache dafür, dass sich ein wichtiger Stoff, der für die Farbwahrnehmung elementar ist, nicht normal entwickelt. Fehlt dieser Stoff komplett, spricht man von einer Protonapie, der Rotblindheit. In diesem Fall wird die Farbe Rot nicht nur schwächer wahrgenommen, sondern kann überhaupt nicht erkannt werden.

So entsteht die Rot-Sehschwäche

Eine Protanomalie entsteht durch Vererbung. In seltenen Fällen wird sie durch einen neurologischen Befund verursacht. Im gesunden Auge befinden sich auf der Netzhaut zwei Arten von Photorezeptoren, die das Licht unserer Umgebung auffangen, um es an das Gehirn weiterzuleiten. Dort entsteht aus ihnen ein visuelles Bild. Wir haben zum einen die Stäbchen, die ein Sehen in der Dämmerung ermöglichen und die Zapfen, die zuständig sind für die Fähigkeit des Farbensehens.

Es gibt drei Arten von Zapfen: rote, blaue und grüne. Sie verarbeiten jeweils Licht einer bestimmten Wellenlänge und somit Farbe. Ist der rote Zapfen nicht voll funktionsfähig, liegt eine Protanomalie vor. Für Betroffene hebt sich die Farbe Rot nicht deutlich von ihrer Kontrastfarbe ab. Sie ist schwächer vor der Umgebung zu erkennen als für Normalsichtige, für die Rot als Signalfarbe deutlich hervorsticht.

Es ist natürlich etwas komplizierter

Das Sehen und insbesondere das Farbensehen ist ein hochkomplexer Vorgang. Voraussetzungen sind Licht, funktionierende Sinneszellen und natürlich ein Gehirn. Das Licht reflektiert in unterschiedlichen Wellenlängen und trifft in unserem Auge auf die Sinneszellen der Netzhaut. Die Zapfenzellen enthalten das Pigment Rhodopsin, welches sich aus dem Protein Opsin und dem kleineren Molekül 11-cis-Retinal zusammensetzt. Das Opsin ist in den verschiedenen Zapfen unterschiedlich strukturiert und lichtempfindlich.

Trifft nun Licht auf das Opsin der Zapfen, aktiviert das 11-cis-Retinal eine Reihe an Prozessen und leitet dadurch letztendlich den Lichtimpuls an das Gehirn weiter. Liegt eine Rot-Sehschwäche vor, verschiebt sich das Maximum der Empfindlichkeit in den für die Farbe Rot zuständigen Zapfen Richtung Grün. Die Rotzapfen reagieren nun stärker auf grünes Licht. Genau umgekehrt ist dies bei der Grün-Sehschwäche, der Deuteraopie. In diesem Fall funktionieren die Grün-Zapfen nicht einwandfrei und reagieren empfindlicher auf die Farbe Rot.

Rot-Sehschwäche – Bin ich betroffen?

Vielleicht hast du eine Rot-Sehschwäche und weißt es gar nicht. Je nach ihrer Ausprägung kann es sein, dass Betroffene nicht einmal bemerken, dass sie unter eine Protanomalie leiden. Oft fällt eine gewisse Farbfehlsichtigkeit erst im Gespräch mit Freunden oder der Familie auf. Vielleicht ist man sich nicht einig über die Farbe eines bestimmten Pullovers und kommt dann ins Grübeln. Ein Test beim Optiker oder bei einem Augenarzt kann in diesem Fall Klarheit bringen.

Die bunten Ishihara-Farbtest-Tafeln können beispielsweise schnell eine erste Vermutung bestätigen. Die Bilder zeigen viele runde Farbflecken, die unterschiedlich groß und nuanciert sind. Sie beruhen auf der Fähigkeit, Rot und Grün optimal unterscheiden zu können. Normalsichtige können auf den Tafeln schnell erkennen: Hier sind Zahlen und Buchstaben versteckt. Um sie erkennen zu können, müssen alle Zapfen einwandfrei funktionieren. Werden die Figuren nicht sofort wahrgenommen, kann das ein Hinweis auf eine Störung der Rot- oder Grün-Wahrnehmung sein.

Was hilft bei Protanomalie?

Bei der Protanomalie handelt es sich um einen genetischen Defekt, der bislang nicht Behandelbar ist. Oft stellt er aber für Betroffene keine große Einschränkung dar. Für sie ist die Welt so, wie sie sie seit ihrer Kindheit kennen. Allerdings dürfen – oder können – einige Berufe mit einer ausgeprägten Rot-Sehschwäche nicht ausgeübt werden. Für Polizisten, Piloten oder Busfahrer ist das einwandfreie Unterscheiden der Signalfarben Rot und Grün beispielsweise überlebenswichtig.

Liegt keine komplette Rotblindheit vor, kann eine spezielle Brille helfen. Zwar kann sie keine Farbfehlsichtigkeit korrigieren, aber eine Rot-Schwäche immerhin kompensieren. Smarte Brillengläser filtern einen gewissen Teil des Lichtspektrums heraus. Die farbkorrigierenden Brillen funktionieren wie eine Sonnenbrille. Die Brillengläser sind mit einer innovativen Technologie beschichtet, die Licht eines gewünschten Wellenlängenbereiches herausfiltert. Dadurch kann für den Brillenträger die Farbe Rot intensiviert und eine klare Unterscheidung von Rot und Grün ermöglicht werden.