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Rot Grün Schwäche im Detail - Ursache & Brillen

Alexander Konoplyanko   •     •   6 minute read

Was ist eine rot grün Schwäche?

Die Rot Grün Schwäche ist eine genetisch bedingte Sehschwäche, bei der Betroffene die Farben Rot oder Grün schwächer wahrnehmen als Normalsichtige. Durch diese Farbfehlsichtigkeit entsteht die Schwierigkeit, beiden Farben voneinander zu unterscheiden. Bei der Rot Grün Sehschwäche kann es sich um eine leichte Störung des Farbsinns handeln oder bis zum vollständigen Fehlen der Wahrnehmung der Farben Rot und Grün kommen. 

Wissenswerte Fakten über die Rot-Grün-Schwäche:

  • Der Begriff Rot-Grün-Schwäche fasst zwei Sehschwächen zusammen: die Rot-Sehschwäche (Protanomalie) und die Grün-Sehschwäche (Deuteranomalie).
  • Es sind deutlich mehr Männer als Frauen von der Rot-Grün-Sehschwäche betroffen.
  • Eine Farb-Sehschwäche ist genetisch bedingt und somit immer angeboren. Eine Therapie gibt es bislang nicht.
  • Viele Betroffene nehmen oft erst im Gespräch mit Normalsichtigen wahr, dass für sie die Welt weniger bunt ist.
  • Die Sehschwäche betrifft immer beide Augen.

Rot-Grün-Blindheit: Bin ich betroffen?

Von einer Rot-Grün-Schwäche sind weltweit 9 % aller Männer betroffen und etwa 0,8 % der Frauen. Diese Art der Farbfehlsichtigkeit tritt somit deutlich häufiger auf als eine Gelb-Blau-Sehschwäche oder die vollständige Farbenblindheit. Sie kommen jeweils mit einer Wahrscheinlichkeit von 1: 100.000 vor.

Wer die Farben Rot oder Grün schwächer wahrnimmt, bemerkt dies nicht selten erst im fortgeschrittenen Alter. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn die Farb-Sehschwäche nicht stark ausgeprägt ist. Es kann sein, dass Frauen bemerken, dass ihre Männer bei der Farbwahrnehmung sehr oft daneben liegen. An dieser Stelle kann ein Test beim Augenarzt oder beim Optiker Gewissheit bringen. Zu diesem Zweck kommt das Anomaloskop zum Einsatz. Auch die bunten Ishihara-Farbtest-Tafeln können eine erste Vermutung bestätigen. 

Test bei einer rot grün Schwäche

Die Ishihara-Bilder zeigen mithilfe runder Farbflecken in unterschiedlichen Nuancen und Größen  bunte Zahlen oder Buchstaben, die nur bei normaler Farbsehfähigkeit erkannt werden können. Die sogenannten pseudoisochromatischen Tafeln werden in ungefähr 75 Zentimetern Entfernung aufgestellt. Erkennt der Patient die jeweilige Figur nicht innerhalb der ersten drei Sekunden, kann dies ein Hinweis auf eine Störung der Rot-Grün-Wahrnehmung sein.

Darüber hinaus können Farblegetests wie der Farnsworth-D15-Test, bei denen Hütchen oder Chips unterschiedlicher Farben sortiert werden müssen, bei der Diagnose hilfreich sein. Sicherheit bringt ein Test beim Augenarzt, der mit einem Anomaloskop prüft, ob eine Rot-Grün-Schwäche vorliegt. Hierbei sieht der Patient durch ein Rohr auf einen halbierten Kreis, wobei beide Hälften verschiedenartig aussehen. Mithilfe von Drehrändern soll dabei versucht werden, die Farbintensität anzupassen.

Wie äußert sich eine Rot Grün Sehschwäche?

Für Rot-Grün-Sehgeschwächte ist die Welt weniger bunt. Während Blau- und Gelbtöne normal wahrgenommen werden, können die Nuancen Rot oder Grün entweder einfach farblos erscheinen oder dem Betroffenen bräunlich-gelb oder auch grau vorkommen. Das hängt im Wesentlichen von der Ausprägung der Rot-Grün-Schwäche ab. Nur die wenigsten leiden an einer echten Farbblindheit.

Heutzutage werden Kinder spätestens vor der Einschulung auf Farbsehschwächen untersucht. Für sie eignet sich der Color-Vision-Testing-Made-Easy-Test. Er zeigt keine komplizierten Figuren, die die Kleinen noch nicht benennen können, sondern simple Symbole wie Kreise, Sterne oder beispielsweise Hunde.

Ursachen einer Rot-Grün-Wahrnehmungsstörung

Ein genetischer Defekt führt dazu, dass sich ein wichtiger Stoff, der für die Farbwahrnehmung elementar ist, nicht normal entwickelt. Dazu muss man Folgendes wissen: Auf der Netzhaut unseres Auges gibt es zwei Arten von Photorezeptoren. Sie fangen das Licht unserer Umgebung auf und wandeln es so um, dass unser Gehirn sie zu einem visuellen Bild verarbeiten kann. Für das Farbensehen sind im Auge die sogenannten Zapfen zuständig.

Bei einer Rot-Grün-Sehschwäche sind die roten oder grünen Zapfen nicht komplett funktionsfähig. Die Ursache hierfür liegt in einer Aminosäuresequenzvertauschung im für das Farbensehen im Zapfen zuständige Protein Opsin. Fehlt das Gen für das entsprechende Opsin und ist der Zapfen für die betroffene Farbe überhaupt nicht funktionsfähig, spricht man von einer Rot-Grün-Blindheit.

Geht´s ein bisschen genauer? Sinneszellen und Farbensehen

Das Farbensehen ist ein äußerst komplexer Vorgang und setzt sich im Wesentlichen aus drei Stellgrößen zusammen: Licht, Sinneszellen und Gehirn. Das Licht reflektiert in unterschiedlichen Wellenlängen und begegnet in der Netzhaut unserer Augen diesen Sinneszellen:

  • Blau-Zapfzellen für kurzwelliges Licht
  • Grün-Zapfzellen für mittelwelliges Licht
  • Rot-Zapfzellen für langwelliges Licht

Die Zapfzellen enthalten das Pigment Rhodopsin, das sich auch dem Protein Opsin und dem kleineren Molekül 11-cis-Retinal zusammensetzt. Die Struktur des Opsins unterscheidet sich innerhalb der drei Zapfen, sodass es unterschiedlich lichtempfindlich ist. 

Jede Zapfenzelle deckt einen bestimmten Wellenlängenbereich ab, wobei es zu Überlappungen kommen kann. Trifft nun Licht auf das Opsin der Zapfen, ändert das 11-cis-Retinal seine chemische Struktur und aktiviert eine Reihe an Prozessen innerhalb der Zelle und der benachbarten Nervenzelle. Diese leitet den Lichtimpuls an das Gehirn weiter, wo er sortiert und analysiert wird. Liegt jetzt beispielsweise eine Rot-Schwäche vor, verschiebt sich das Maximum der Empfindlichkeit in den R-Zapfen Richtung Grün. Die Rot-Zapfen decken nicht mehr den gesamten Wellenlängenbereich dieser Farbe ab und reagieren stärker auf grünes Licht.

Rot-Grün-Schwäche Brille - Wir schaffen den Unterschied

Die Rot-Grün-Sehschwäche beruht auf einem genetisch bedingten Defekt der Rot- oder Grünzapfen im Auge. Dagegen gibt es bislang keine Therapie. Auch Brillen können keine Farbseh-Schwäche korrigieren, aber immerhin überlisten. Eine sogenannte Rot-Grün-Brille kann für Patienten der Eingang zu einer Regenbogen-bunten Welt sein. Dieser Brillentyp funktioniert im Prinzip wie eine Sonnenbrille. Beide filtern einen großen Teil des Lichtspektrums, das in unser Auge fällt, heraus.

Für Menschen mit einer Rot-Grün-Schwäche können die beiden Farben durch spezielle Brillengläser intensiviert werden, indem ein Teil des angrenzenden Farbspektrums herausgefiltert wird. Dadurch ist wieder eine Unterscheidung der beiden Farben möglich und sie tauchen als individuell in der Wahrnehmung auf. Um das Optimale und Bunteste aus der Welt herauszuholen, sollte die Sehhilfe bei hellem Tageslicht verwendet werden. Eine Rot-Grün-Brille kann keine Farbenblindheit kompensieren. 

Das ist doch ungerecht: Frauen sehen die Welt kunterbunt

Ein bisschen ungerecht ist es schon: Wieso sind hauptsächlich Männer von diesem Phänomen betroffen? Die Antwort ist relativ einfach: Die Gene für die Opsine liegen auf dem X-Chromosom. Da Frauen davon bekanntlich zwei haben, im Gegensatz zum Mann, und somit in den allermeisten Fällen eins ohne die Mutation, kann dieses Chromosom dann gegebenenfalls die Fehlfunktion übernehmen. Haben Männer nun eine Mutation im Opsin-Gen, können sie den Defekt nicht kompensieren. Darum leiden deutlich mehr Männer an einer Rot-Grün-Schwäche.

Glücklicherweise wird diese Farbsehschwäche von den Betroffenen nicht als einschränkend empfunden. Eine Rot-Grün-Schwäche besteht von Geburt an und verschlechtert sich im Laufe des Lebens nicht gravierend. Es ist für die Sehgeschwächten also einfach ein Normalzustand und stört ihre ästhetische Wahrnehmung nicht. Allerdings kann sie die Ausübung eines Berufes unmöglich machen. Und dann wird es wirklich ungerecht. 

Welche Berufe können nicht bei einer rot grün Schwäche ausgeübt werden

Um es Vorweg zu nehmen - Auch mit unseren Brille für Farbenblinden, können viele Berufe nicht ausgeübt werden. Leider ist dies kein vollständiger Ersatz für natürliches Farben sehen. Daher akzeptieren, selbst wenn unsere Brille perfekt funktioniert, viele Berufe diese nicht als Ersatz.

Das Leben mit einer angeborenen Rot-Grün-Schwäche ist nicht weniger aufregend. Das Gehirn kann rund 200 Farbtöne inklusive 26 Sättigungstönen und 500 Helligkeitsstufen wahrnehmen. Eine leichte Farb-Schwäche mindert die Lebensqualität der Betroffenen in den seltensten Fällen. Schwierig wird es erst dann, wenn eine exakte Unterscheidung der Farben Rot oder Grün für die Ausübung des Traumberufes relevant wird.

Berufe die in der Regel bei einer Rot-Grün-Sehschwäche nicht ausgeübt werden können: 

  • Polizist
  • Busfahrer
  • LKW-Fahrer
  • Lokomotivführer
  • Pilot
  • Astronaut

Kleine Jungs haben oft abenteuerlich tolle Ideen für ihre Zukunft. Dem könnte eine Rot-Grün-Schwäche leider im Weg stehen. Denn natürlich müssen Polizisten, Busfahrer und Kapitäne alle wichtigen Signallichter, beispielsweise Ampeln, problemlos erkennen können. Auch Elektriker oder Maler benötigen die vollständige Funktionsfähigkeit des Farbensehens.